Zwei-Fibel-Tracht auf Gotland für Männers

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Torben

Guest
Hallo Zusammen, ich habe mal eine kleine Ausarbeitung zur Fibeltracht auf Gotland gemacht... mit den Gräbern mit 2 Fibeln, vielleicht hat ja noch jemand Ideen... aber vielleicht erzähle ich ja auch nichts neues... Zur Verwendung von Fibeln Auf Gotland finden sich als Grabbeigabe, Schatz- oder Streufunde mehr als 2000 wikingerzeitliche und mittelalterliche Ringfibeln verschiedener Größe. Zu der Verwendung schrieb. L. Thunmark-Nylen: „Für die Größere (Fibel) kann man eine Zugehörigkeit zum Mantelüberwurf annehmen, während die kleineren häufig den Eindruck machen, sie hätten den Halsschlitz eines Kleidungsstück zusammengehalten, das man über den Kopf zu ziehen hatte. (L. Thunmark-Nylén Die Wikingerzeit Gotlands III:2, 2006, S. 440/441“ Die hier genannten Möglichkeiten der Verwendung erscheinen mir sehr uniform. Um ein Bild der Tracht der Bestatteten und der erwendungsmöglichkeiten zu gewinnen habe ich die 46 ungestörten Gräber der Wikingerzeit mit zwei Fibeln aus den beiden Bänden "Die Wikingerzeit Gotlands. IV:1&2 " zusammen gestellt. Alleine diese Gräber zeigen ein viel breiteres Spektrum der Lage in den Gräbern und der Verwendungsmöglichkeiten. Die Möglichkeit das die kleinere der Fibeln einen Halsschlitz verschloss ist dabei nur selten gegeben. (Anm.: die Erstellung der Übersicht einzelner Fibeln ist von mir bereits in Arbeit, ich bin sehr gespannt wie sich das Bild dann verändert. An einigen Stellen fliessen bereits Anmerkungen mit ein. Abschliessend würde mir ein Vergleich mit Darstellungen auf Bildsteinen und Goldgubben vorschweben...). die Übersicht findet sich dann...hier Verwendung der großen Fibeln In ihrer Art und Masse eignen sich die großen Fibeln sehr gut für die tragende Funktion eines schweren Umhanges, diesen zu schließen und in Position zu halten. Diese Position und Verwendung spiegelt sich in den Angaben wie: an der linken Schulter, oberhalb der rechten Schulter, am rechten Schlüsselbein, Brustmitte unterhalb der Kinnspitze... Nur selten liegen die größeren Fibeln nicht im Bereich des Oberkörpers und somit in einer Position die einen schweren Umhang halten/fixieren kann, z.B: neben dem rechten Hüftgelenk. (Zu der Interpretation der Fibeln in diesen Lagen siehe „Fibeln in unklarer Lage“) Verwendung der kleineren Fibeln Nur in fünf der 46 Gräber hätten die Fibeln einen frontalen Halsausschnitt verschließen können. Die Beschreibungen lauten dann wie folgt: direkt neben der Wirbelsäule im oberen Teil der Brust, auf der Wirbelsäule gleich unterhalb des Halses, auf den Halswirbeln an den Schlüsselbeinen, am Kinn, unter dem Kinn auf den Halswirbeln. Beschreibungen wie am Hals, mitten auf der Brust, auf der rechten Seite des Halses, auf dem oberen Teil der Brust rechts der Wirbelsäule oder auf der rechten Brustkorbseite lassen an einer Verwendung von Fibeln als Verschluss für den Halsausschnitt zweifeln. Außer es wäre ein Stehkragen oder ein Ausschnitt der bis auf die Brustmitte ging. Möglich...? Wieso nicht. Aber schwer vorstellbar. Eines dieser Gräber bestärkt die Verwendung als Halsausschnittverschluss: Zum einen liegt die Fibel in der richtigen Lage, zum anderen weisen die beiden Ringfibeln verschiedene Stoffreste auf (Väte, Möllner Grab 128, SHM 32457:128). Die Große einen groben Wollstoff, die kleinere einen feinen Köper. Beide lagen unterhalb des Kinns auf der Brust, die große über der kleineren. Das dies jedoch nicht immer der Fall war, zeigt das Grabinventar Grab 84 von Möllner. Beide Fibeln lagen dicht unter einander in der Brustmitte unterhalb der Kinnspitze und beide steckten in einem dicken Wollstoff. Die Verwendung als Halsausschnittverschluss ist somit sicher gegeben, aber bei weitem nicht die einzige Möglichkeit. Fibeln in unklarer Lage (Oder auch: Die Verwendungspekulationen) Für beide Fibelgrößen sind mehrere Funktionen vorstellbar – auch als „Schal-Halter“ oder Verschluss eines Leichentuchs. Für große und kleine Fibeln besteht jedoch ebenso jeweils die Möglichkeit, das sie alleine oder in Kombination z.B. einen Klappenrock auf Hüfthöhe verschlossen haben. Gut möglich ist es auch das eine große Fibel einen Klappenrock auf der Hüfthöhe verschloss und das die zweite kleine(!) Fibel einen leichten (!) Umhang auf der linken Brustseite unterhalb derSchulter verschlossen hat (z.B. Grab 13, Visby, Land Nord, Gustavsvik). Schwer vorstellbar ist hingegen ist, das ein in diesem Fall zweiter Umhang auf Hüfthöhe verschlossen wurde. Dazu ist auf den Bildsteinen keine Gewand zu erkennen, das die letzte Theorie begründen könnte. Fazit.... Die Vielfalt der Lagen der Fibeln in den Gräbern zeigt, das größere Fibeln primär im Bereich der Schulter gefunden worden sind und vieles für einen Verwendung als Umhangverschluss spricht. Für beide Fibeln als Verschluss für einen Klappenrock spricht, wenn sie im Bereich des Unterkörpers gefunden werden. Für die kleineren Fibeln ist keine primäre Funktion als Halsausschnitt feststellbar. Fibeln in anderen Fundlagen zeigen aber individuellere Verwendungsmöglichkeiten, die sicher durch die Statur, Mittel und persönlichen Vorlieben beeinflusst waren. Es ist nicht möglich, einer Fibelgröße eine ausschließliche Verwendung zu zuweisen. ich hoffe ich habe nichts vergessen ...
 
Ist für die "unklaren Fibeln" eine verbringung durch kleine Nagetiere möglich?ß
 
Hallo Torben, lass Dich erst mal Drücken! :D Warum? Weil du Dir so konkrete Gedanken um Gotland machst! Mir geht es bei den "Frauenfibeln" ähnlich. Auch dort ist kein einheit- liches Tragebild erkennbar. Was mir bei den Fibeln in der Hüftgegend auch noch eingefallen ist, dass es sich um Beigaben in Beuteln handeln könnte. Und ich habe im Zusammenhang mit den Schildkrötenfibeln der Frauen- tracht einmal davon gelesen, dass durch das Vergehen der Leiche die Lage innerhalb des Grabes sich schon um einige Zentimeter verändern konnte. So würden sich z.B. die leicht unterschiedlichen Fundorte auf dem Oberkörper erklären lassen. Interessant finde ich den Ansatz, dass ein Klappenrock UND ein Tuch zeitgleich getragen wurden. Das würde davon sprechen, dass der Klappenrock eher dünn und als Zierde getragen wurde, oder? Und wo gibt es Belege für Klappenröcke in Gotland? Ich habe zwar auf einem Bildstein eine Abbildung gesehen, die ich mit viel Phantasie als einen solchen hätte werten können, aber da ich keine Verschlüsse für den Klappenmantel gefunden habe, war ich mir unsicher. Wenn Deine Theorie mit den zwei Ringfibeln zutriffft (hört sich auch naheliegend an) dann wäre ich schon mal ein Stück weiter mit der Männertracht ... obwohl ich gestehe, ich habe das Thema zugunsten der Frauentracht sehr vernachlässigt ... 8) . Was ich noch interessant fand, war die Tatsache, dass auch kleine Kinder mit den "normalen Trachtbestandteilen" bestattet wurden (in meinem Fall ein kleines Mädchen, das mit normalgroßen Tierkopffibeln bestattet wurde) Gibt es Entsprechungen in den Gräbern der Männer? Denn daraus ließe sich dann die "typische" Tracht der männlichen Gotländer ablesen ... So weit meine Gedanken zum Thema ... aber mehr aus der femininen Richtung ... :rolleyes: Liebe Grüße Kadlin
 
Also, natürlich verrutscht da immer was bei der Verwesung, es kann auch was durch Nagetiere verschleppt werden... aber das erklärt leider nicht so viele Übereinstimmungen in der Fibellage, die im großen und ganzen ja recht einheitlich ist. Ok, vom Hals kann immer etwas zur Seite rutschen. Das bleibt nicht aus. Klappenröcke auf Gotland. Ich kenne die Interpretation von Goldgubben, die Klappenröcke tragen sollen und einen Bildstein, den müßte ich aber "nachliefern". Und ja, auch Knaben wurden entsprechend mit Beigaben versorgt, auch mit Pfeilspitzen, Lanze, Schwert und Gürtel. Aber das "Kriegerkram" und für mich als Handwerker nicht so interessant. Dann schon lieber die Damentracht. Das sollte, natürlich im Vergleich mit den Perlen morgen fertig sein, so als Weihnachtsgeschenk... Lustig wäre es wirklich mal, die Gräber in Situ oder Alltag nachzustellen. Könnte lustig werden. So, ich muss noch ein paar Tippfehler korrigerien, morgen dann mehr...
 
Eigentlich eine gute Idee die Grablegung mal nachzustellen...vielleicht kriegt man dabei neue Erkenntnisse..evtl erklärt sich ja auch die Fundlage von einzelteilen so..
 
Hallo, So ne Idee von mir, wäre es möglich das die grossen Fiebeln in unklarer Position wie im Grab 27b und 27D die in der Höhe des Schädels gefunden würden vielleicht einen Umhang/Mantel der separat ins Grab gelegt wurde verschlossen haben. Auch die Fiebeln die im Bereich der Oberschenkel gefunden wurden könnten von solchen zusammen gelegten Mänteln kommen. Gruss Pazl
 

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