Russlandreise 2010 teil1: Die Insel Solovki im Weissen Meer

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Ragnar Ormenwolf

Guest
Im Rahmen unserer diesjährigen Russland-Tour besuchten wir die Gruppe der Solovki-Inseln, die ca. 150 km südlich des Beginns des Polarkreises liegen. Wir fuhren zunächst 24 Stunden mit der Eisenbahn von Moskau aus nach Norden, der Länge nach durch ganz Russisch-Karelien. Danach gings mit der Fähre über das Weisse Meer. Interessant ist vor allem Hauptinsel mit seiner imposanten Kloster- & Wehranlage. Der Mönch Sawwati kam im 13. Jahrhundert zusammen mit dem Einsiedler German auf die Insel und schon bald behganne sie zusammen mit andern Gläubigen und Mönchen ein Kloster und Kirchen zu bauen, zunächst allerdings nur aus Holz. Erst im 16. jahrhundert wurden die hölzernen Bauten allmählich durch Steingebäude ersetzt und ergänzt um die Entschlafungs- & Verwandlungskathedralen, sowie ein Refektorium. Nachdem im Zuge des Livländischen Krieges schwedische Schiffe vor den Inseln gesichtet wurden, entstanden die Festungsanlagen, der Kreml. Im 17. Jahrhundert wurde das Kloster ein Zufluchtsort für viele so genannte "Altgläubige" oder "Altorthodoxe", die sich mit den Reformen des Patriarchen Nikon nicht abfinden wollten. Neben vielen liturgischen Änderungen ist in der heutigen Zeit die wohl bekannteste das Kreuzzeichen mit Drei Fingern: die Altgläubigen praktizieren das Bekreuzigen mit lediglich 2 Fingern (vergl. hierzu das Gemäde von Wassili Surikow: Bojaryna Morosowa). Im Zusammenhang mit diesen Reformen und den Konflikten mit den Altorthodoxen wurde die Insel von den Truppen des Zaren mit einer Blockade belegt und das Kloster schließlich belagert. Die wehrhaften Mönche hielten aber dieser Belagerung über sehr lange Zeit hinweg stand. Die Anlage fiel aber letzten Endes doch noch in die Hände der zaristischen Truppen, allerdings durch Verrat. Die streng altgläubigen Mönche wurden entweder ermordet oder deportiert, sie wurden durch Reformgläubige ersetzt. Im 19. Jahrhundert schließlich wurde die Insel im Zuge des eigentlich weit entfernten Krimkrieges von Britischen Truppen beschossen und bombardiert. Wie ein Wunder aber erscheint es, daß das Kloster kaum getroffen wurde. 1920 wurde das Kloster im Zuge der Revolution aufgelöst, die Mönche verschleppt oder inhaftiert und die Anlage barbarisch zweckentfremdet. Viele wertvolle Kunst- 6 Kulturgegenstände verschwanden oder wurden zerstört. In der stalinistischen zeit diente die Insel als Straflager, es wurde zum Archipel GULAG. Erst im Jahre 1990 wurde der Klosterbetrieb wieder aufgenomme, das Kloster restauriert. In der heutigen Zeit leben etwa 800 Menschen auf der Insel im Dorf vor dem Kloster. Die Insel wird nur im Sommer von den Fähren bedient, ansonsten kommt einmal pro Woche ein Versorgungsflugzeug. Hier ein Blick auf die Anlage mit dem Kreml und dem dahinterliegenden Kloster:
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Einer der Türme im Detail:
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Ein Modell der Anlage:
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Die Wehrgänge des Kreml und einer der Türme, vom Innenhof fotografiert:
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Ein Wehrgang von Innen:
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Ein anderer Teil der inneren Wehranlage:
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Die Glocken des Klosters:
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Ein Teil des ursprünglichen Festungsgrabens:
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Der Ragnar in seiner Rustracht:
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Der Ragnar an der Küste der Insel. Zum zeitpunkt der Aufnahme hatten wir etwa 9°C und starken Nordwind. Die Stein am Boden sind Teil eines neolithischen Labyrinthes, von denen es etliche auf den Inseln gib. Die größten davon befinden sich auf der benachbarten berüchtigten Haseninsel. Niemand weiß von wem genau sie stammen und welchem Zweck sie dienten.
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Die Anlage um Mitternacht. Im Sommer kann man Zeuge der so genannten "Weißen Nächte" werden. Die Sonne geht nur für einen sehr kurzen Zeitraum (ca. 2 Stunden) etwas unter. Ansonsten herrscht schönes Tageslicht.
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Unser Hotel, das "Prijut". davor meine Frau:
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Vielen Dank für den Aufschlussreichen Bericht über die bewegte Geschichte des Klosters und die vielen stimmungsvollen Bilder! :thumbsup: Da bekomme ich richtig Fernweh...
 
Wow, die Bilder sind absolut stimmungsvoll, und transportieren eine besondere Atmosphäre. Ich beneide euch um diese Reise, Russland gehört definitiv zu den Ländern, die ich mal sehen möchte.
 
Wirklich sehr schöne Bilder und ein interessanter Bericht. :thumbup:
 
:thumbsup: Danke Ragnar, dass Du uns daran teilhaben lässt!! Besonders das Hotel gefällt mir.
 
Bilder wie aus einem Märchen ...echt genial wobei die Reise auch extrem anstrengend war denk ich mir jetzt mal so.
 
Oh ja, die Reise war extrem anstrengend. So kamen wir z.B. bei der Hinreise nach der langen Bahnfahrt in der Stadt Belomorsk (einer Art nordrussischem Innsmouth) so gegen 22:00 Uhr, um dort die Nacht zu verbringen, da die Fähre erst am nächsten Tag fuhr. Naiv wie wir waren versuchten wir im Hotelrestaurant etwas zu essen zu bekommen, was der dominahaften Kellnerin anscheinend gar nicht in den Kram passte. Es gäbe nichts mehr. Nicht mal mehr ein belegtes Brot. Nur noch kalten Fisch. Aha. So trank ich dann einfach nur ein warmes Bier und freute mich auf das Frühstück. Das bestand aus einer Schüssel lauwarmen Brei, einem kalten Omelette und einer Scheibe Brot mit Leberwurst, die (da gehe ich jede Wette ein) keinen Kühlschrank von innen zu sehen bekommen hatte... Aber nichtsdestotrotz hat sich die Reise gelohnt, in jeder Hinsicht. Sehen die Bilder schon aus wie aus einem Märchen, wie der phelan treffend sagt, so ist der Aufenthalt dort in Natura einfach überwältigend. Es war wie eine Reise in eine völlig andere Welt, und man konnte tatsächlich fühlen, daß die Insel ein wohl ganz besonderer Ort ist. Ich denke, wenn man nicht gläubig ist, so kann man es dort sehr wohl werden.
 
Danke für die wunderbaren Bilder..kriegt man Lust auch mal dorthin zu fahren.. :love: Und Leberwurst..die kriegt im Kühlschtank immer so ein schwaches Aroma :D
 
Wow, einfach nur WOW! Wunderschöne Bilder und eine beneidenswerte Reise! sooo was würde ich auch gerne machen, nur ich glaube ohne die Landessprache ist man reichlich aufgeschmissen...Da hast du wirklich Glück mit deiner Frau :) (und das nicht nur wegen der Landessprache :)
 
Wow,auch nicht schlecht,schöne Bilder und ein Abenteuer.Freue mich schon auf Teil Zwei. Vielleicht sieht mich ja Russland auch mal.
 
Dank euch! Falls es euch interessieren sollte, kann ich noch ein wenig über die Insel (inkl. Bilder) bringen, hat dann allerdings wenig mit Mittelalter zu tun... Ansonsten werde ich noch weitere Teile über unsere diesjährige Reise bringen, z.B:
  • Die historische Stadt Wladimir am Goldenen Ring
  • Moskau, inkl. Historisches Museum, Kolomenskoje, etc.
  • einen Besuch eines Frühmittelaltermarktes in Gulbischtsche, ca. 30 km südlich Moskaus
dort habe ich übrigens ein paar wunderschöne Stücke erstanden... :love: Mein Projekt der etwas ferneren Zukunft wird dann auch die Teilnahme mit Lager an diesem Markt sein.
 
Also was steckt heute in unserem `Briefkasten ?
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Diese schöne Postkarte von Ormi und seiner liebsten.................VIELEN DANK EUCH BEIDEN !!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
 

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